Die umfangreichsten Änderungen beim Faktoren-Update 2024/2025
Logistik
Umstellung auf eine neue Datenquelle: die aktuellste Version des „GLEC Framework“ - ein harmonisiertes, multi-modales Logistik-Modell in Einklang mit der ISO 14083. Im Zuge der Umstellung bieten wir 7 neue Fahrzeugklassen im Warentransport an. Dazu generische Faktoren für den Straßentransport in verschiedenen Weltregionen. Hinweis: beim Kopieren von Projekten ins Bilanzjahr 2024 können Logistikaktivitäten nicht übernommen werden.
Strom
Entwicklungen im Deutschen Netzmix:
Der gesamte Anteil der Erneuerbaren in Deutschland steigt laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. auf knapp 60%, dies bedeutet eine deutliche Reduktion der Scope 2 Emissionen.
Zusätzliche Verfeinerungen der KlimAktiv-eigenen Modellierung:
- Verbesserter Berechnungsansatz zur genaueren Bestimmung von Nicht-CO2-Emissionen von Strom. Hinweis: Im Gegensatz zu Emissionen gemäß Stromkennzeichnung umfassen die Vorbelegungen im CO2-Rechner diese weiteren Treibhausgase im Einklang mit dem GHG-Protocol und fallen somit geringfügig höher aus als Werte auf Abrechnungen.
- Verfeinerte Modellierung von Emissionen aus EEG-geförderten sowie nicht-EEG-geförderten erneuerbaren Energien unter besonderer Berücksichtigung der Rolle von Biogas in der Stromerzeugung. Dies macht sich als leichter Anstieg der Scope 3 Emissionen bemerkbar.
- Neue statistische Grundlage zur Abschätzung der Netzverluste zieht eine leichte Erhöhung der Scope 3 Emissionen nach sich.
Deutscher Grünstrom:
Die Vorbelegung zur Bilanzierung von vertraglichem Grünstrom steigt an, um der besonderen Rolle von EEG-geförderten Erneuerbaren Rechnung zu tragen. Der EEG-Anteil im Grünstrom liegt für das Bilanzierungsjahr 2024 bei 49,1%. Eine Steigerung des PV- und Wind-dominierten EEG-Anteils führt zu einer Erhöhung der Vorkettenemissionen von Grünstromprodukten, da gleichermaßen der durch Herkunftsnachweise gedeckte Anteil sinkt. Zudem legen wir ein vermehrtes Augenmerk auf die Rolle von Biogas und raten daher erstmalig dazu, auch Nicht-CO2-Emissionen des Grünstroms in Scope 2 des vertraglichen Ansatzes individuell fallabhängig zu betrachten. Einen entsprechenden Hinweis finden Sie in den Infotexten der betroffenen Quellen. Die systemseitige Vorbelegung liegt jedoch unverändert bei 0g/kWh in Scope 2.
Entwicklungen in internationalen Netzmixen:
Die KlimAktiv-eigene Modellierung der internationalen Stromfaktoren berücksichtigt neben einem länderspezifischen Stromerzeugungsmix auch den grenzüberschreitenden Handel mit physischem Strom. Die aktualisierte Version enthält neben einem Update der Strommixe und Handelsflüsse auch mehr als 100 neue Länder, für welche erstmalig die Intensität des netzseitigen Strommixes berechnet wurde.
Das aktuelle Faktorenupdate unterstreicht die stetig wachsenden Relevanz von regenerativen Energien bei der Stromerzeugung. Im Vergleich zu den Vorjahreswerten sind die relativen Scope 2 Intensitäten im Durchschnitt um ca. 10% gefallen. Im Hinblick auf die länderspezifischen Intensitäten lassen sich einige gemeinsame Entwicklungen erkennen:
- In vielen (europäischen) Ländern ist die niedrigere Emissionsintensität primär darauf zurückzuführen, dass der Anteil regenerativer Energien am Erzeugungsmix gestiegen ist
- Auch Nuklearenergie hat maßgeblich zur Reduktion beigetragen (u.a. in Frankreich, Finnland und Bulgarien)
- Insbesondere Länder mit hoher Abhängigkeit von Stromimporten profitierten von der Energiewende der Nachbarstaaten
- In großen Teilen Asiens (u.a. China, Indien, Indonesien, Vietnam) war kein Rückgang der THG-Intensität des Netzmixes zu erkennen
Eigenerzeugung:
Bei der Erfassung von eigenerzeugtem Strom oder Solarthermie werden ab dem Bilanzjahr 2024 Eigenverbrauch und Einspeisung streng getrennt betrachtet. Hiermit erfüllen wir die Anforderungen der CSRD und legen darüber hinaus die Grundlage für ein Energie-Monitoring auf kWh-Basis.
Spend Based
Der durch uns entwickelte Datensatz mit ausgabenbasierten Emissionsfaktoren (GUTcert-zertifizierte Methodik) für den Einkauf von Güter- und Dienstleistungsgruppen aller Branchen wurde im Rahmen des regelmäßigen Updateprozesses angepasst, um die Preisentwicklungen der jüngsten Vergangenheit zu berücksichtigen.
Viele Rohstoffe und Industrieerzeugnisse verzeichneten im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt nur moderate Preissteigungen, was sich in leicht gesunkenen Emissionsintensitäten ausdrückt. Deutliche Rückgänge bei den Energiepreisen führten zu höheren Faktoren bei einigen Gütern aus energieintensiven Sektoren. Bei Dienstleistungen der Schiff- und Luftfahrt kam es zu Preisrückgängen im zweistelligen Prozentbereich – dementsprechend stark stiegen die jeweiligen Faktoren.
Abfall
Es erfolgte eine methodische Angleichung zwischen verschiedenen Emissionsfaktoren im Thema Abfall, um konsistent den Ansatz zu verfolgen, dass eine nachträgliche Nutzung in Form von Recycling oder thermischer Nutzung nicht dem Abfallverursacher angelastet werden. Hiermit tragen wir der Entwicklung hin zur Circular Economy Rechnung und beugen Doppelzählungen vor.
Spürbare Änderungen sind vor allem bei folgenden Abfallarten zu sehen: Recycling und Verbrennung von Papier, Verpackung und Speiseresten.
Der generische Übernachtungsfaktor wurde mit einer neuen statistischen Gewichtungsmethode versehen, um noch besser den Aufenthalt in einem Hotel beliebiger Art und Klasse in einem unbekannten Reiseland abzubilden. Dieser globale Faktor ohne Differenzierung fällt entsprechend höher aus. Ergänzend bieten wir neue Erfassungsmöglichkeiten, um genauere Ergebnisse zu erzielen: Übernachtungen in 3 und 4 Sterne Hotels können separat erfasst werden und per Skalierung für eine Vielzahl an Reiseländern präzisiert werden. Eine detailliertere Eingabe führt so in den meisten Fällen zu sinkenden Emissionen gegenüber der globalen Abschätzung.
Für eine aktualisierte Abschätzung der Emissionen aus Verpflegung (zum Beispiel im Kontext Kantine oder Catering) haben wir eine neue KlimAktiv-eigene Modellierung entwickelt, welche auf genauen Pro-Kopf-Verbräuchen aller Nahrungsmittelgruppen beruht. Grundlage sind statistische Daten der United Nations Food and Agriculture Organization. Die Zusammensetzung einer „Standard-Mahlzeit“ wird deutlich emissionsärmer. Gleichzeitig fallen bei einer Skalierungen für vegetarische oder vegane Verpflegung die verhältnismäßigen Reduktionen etwas geringer aus, da der Bezugswert der Mischkost bereits niedriger angesetzt ist.