02.06.2025
Verantwortung für die eigenen Emissionen übernehmen
Klimaschutz glaubwürdig kommunizieren
„Klimaneutral“, „treibhausgasneutral“, „CO₂-neutral“ und vergleichbare Begriffe konnte man noch vor nicht allzu langer Zeit auf vielen Unternehmenswebsites und Produkten lesen, zuletzt sind diese Begriffe jedoch zusehends aus der Unternehmenskommunikation verschwunden. Die Gründe dafür sind vielschichtig und reichen von Klagen und Gerichtsurteilen zur Werbung mit „klimaneutral“ auf Produkten sowie entsprechenden EU-rechtlichen Entwicklungen, über die mediale Berichterstattung zu minderwertigen Kompensationsprojekten, bis hin zur Veränderung der Rahmenbedingungen des freiwilligen Kohlenstoffmarkts im Zuge des Übereinkommens von Paris. Viele Unternehmen sind daher vorsichtig geworden, wie und was im Zusammenhang der Unterstützung von Klimaschutzprojekten außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette überhaupt noch kommuniziert wird (sog. Green Hushing) oder haben diese Unterstützung gar komplett eingestellt. Doch trotz der oben genannten Entwicklungen gibt es Möglichkeiten, wirksam Klimaschutzprojekte zu unterstützen und darüber zu kommunizieren.
Der freiwillige Kohlenstoffmarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Neben einem zunehmenden Fokus auf Qualitätsmerkmale und Umweltintegrität der Projekte greifen seit Anfang 2021 die neuen Rahmenbedingungen durch das Übereinkommen von Paris. Für Emissionsminderungsgutschriften des freiwilligen Kohlenstoffmarkts besteht seither das Risiko der Doppelzählung in Form einer doppelten Inanspruchnahme („Double Claiming“) des Emissionsminderungseffekts (durch das Projektland und den Zertifikate-Käufer). Ein darauf aufbauender Neutralitätsclaim wird daher mittlerweile zumeist in Frage gestellt. Entsprechend ist die Vermeidung von Doppelzählung auch Voraussetzung für eine Treibhausgasneutralität gemäß der Ende November 2024 veröffentlichten ISO 14068-1. Artikel 6 des Übereinkommens von Paris bietet zwar Mechanismen, um solche Doppelzählungen auszuschließen, diese befinden sich jedoch noch im Aufbau. Effektiv sind bisher kaum entsprechende Emissionsminderungsgutschriften auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt verfügbar. Und auch der Umfang der zukünftigen Verfügbarkeit ist nicht einfach vorherzusagen, denn mit der Freigabe (Autorisierung) entsprechender Emissionsminderungen für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt können die Projektländer diese nicht mehr auf die Erreichung der eigenen Klimaziele anrechnen.
Dabei gibt es für viele Länder noch eine Finanzierungslücke zur Erreichung der eigenen Klimaziele und global gesehen reichen die bisherigen Länderziele nicht aus, um das 1,5°-Ziel zu erreichen. Indem private Akteure, wie z.B. Unternehmen, qualitativ hochwertige Klimaschutzprojekte zu finanzieren, können sie effektiv dazu beitragen, diese Lücke zu schließen oder ermöglichen den Projektländern, sich ambitioniertere Klimaziele zu setzen. Dies gilt auch für die Unterstützung von Klimaschutzprojekten in Deutschland. Kommunikativ kann man dies über einen Contribution Claim vermitteln, d.h. man leistet einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele des Projektlandes und übernimmt somit Verantwortung für die eigenen Treibhausgasemissionen – natürlich eingebettet in eine ganzheitliche Klimastrategie.
Denn das langfristig lässt sich Klimaneutralität nur erreichen, wenn die Emissionsseite der Treibhausgasbilanz auch konsequent reduziert wird. Eine ganzheitliche Klimastrategie auf Unternehmensebene umfasst daher mindestens ein kurzfristiges Reduktionsziel sowie ein Net Zero Ziel (d.h. bis wann Treibhausgasneutralität erreicht werden soll) sowie die Unterlegung der Ziele mit konkreten Reduktionsmaßnahmen in Form eines Maßnahmenplans. Für die bis zur Zielerreichung jeweils jährlich noch verbleibenden Treibhausgasemissionen kann man durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten außerhalb der Wertschöpfungskette Verantwortung übernehmen. Die transparente Kommunikation über alle Aspekte der Klimastrategie ist zugleich der Schlüssel, sich als Unternehmen glaubwürdig zum Klimaschutz zu bekennen.
Möchten Sie mehr wissen? Im KlimAktiv-Forum für unsere Kunden am Donnerstag, 12.06.2025 von 15:00 bis 15:45 geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die oben angeschnittenen Entwicklungen, klären wichtige Begrifflichkeiten und zeigen auf, worauf sonst noch zu achten ist.
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