25.09.2025
Klima Future Readiness: Klimarisikoanalyse
Was sind die verschiedenen Aspekte von Klima Future Readiness als Bestandteil unserer Klimastrategieberatung, die Herausforderungen und die Vorteile für Unternehmen?
Was bedeutet Future Readiness in Bezug auf das Klima? Dazu gehört nicht nur die geplante Transformation in Richtung dekarbonisiertes Wirtschaften, sondern auch eine Analyse absehbarer Risiken und Chancen - am Standort, in der Lieferkette und transitorisch. Julia Siewert von KlimAktiv spricht über die verschiedenen Aspekte von Klima Future Readiness als Bestandteil der Klimastrategieberatung von KlimAktiv, die Herausforderungen und die Vorteile für Unternehmen. Eine fundierte Klimarisikoanalyse und darauf aufbauende Maßnahmen bereiten den Weg, dass aktuelle Kernkompetenzen auch zukünftig ertragssicher bleiben.
Derzeit finden vermehrt Online-Seminare zu Klimarisikoanalyse statt, warum ist das so?
Das hat mehrere Gründe, zum einen erleben wir, welche Auswirkungen der Klimawandel bereits hat und bekommen einen Vorgeschmack darauf, wie vielseitig und zum Teil auch verheerend zukünftige Risiken sein können. Zum anderen gibt es auf regulatorischer Ebene Anforderungen, die eingehalten werden müssen.
Was bedeutet das konkret?
2015 hatte sich die Staatengemeinschaft in Paris darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf weniger als 2 Grad, idealerweise 1,5 Grad zu begrenzen. Nun liegen wir regional bereits über den 2°C. Die Auswirkungen davon sind spürbar. Sei es das verregnete Frühjahr, welches 2024 zu Überschwemmungen in Süddeutschland geführt hat, oder vermehrte Trockenperioden, die u.a. in Teilen Ostdeutschlands zu Ernteausfällen führen. Zugleich hat die CSRD die Frage nach der Risikoabschätzung mit in den Klimaberichtsteil, also ESRS E1 aufgenommen. Unternehmen müssen sich mit zukünftigen Risiken und Chancen auseinandersetzen. Ziel ist, dass sie entsprechende Vorkehrungen treffen.
Auf transitorischer Ebene bedeutet das, dass Unternehmen sich mit der Frage auseinandersetzen: Wie können wir Transformationsgewinner werden? Dazu gehört, dass z.B. in der Produktentwicklung darauf geachtet wird, die Dekarbonisierung zu unterstützen und gleichzeitig den Einsatz von fossilen Brenn- und Rohstoffen zu reduzieren. Dafür müssen Investitionen getätigt werden, sei es bei der Steigerung der Energieeffizienz, der Produktweiterentwicklung oder wenn es darum geht, das eigene Geschäftsmodell zu diversifizieren. Dafür werden verschiedene Ressourcen benötigt: finanzielle, Know How und selbstverständlich auch Zeit.
Bei KlimAktiv wird Klima Future Readiness angeboten, was kann ich mir darunter vorstellen?
Future Readiness bedeutet die Fähigkeit, sich für die Zukunft strategisch gut aufzustellen. Dafür muss ich mich mit den Risiken auseinandersetzen und zugleich Chancen erkennen. Das KlimAktiv Dienstleistungspaket umfasst daher mehrere Komponenten:
Erstens analysieren wir die klimatische Zukunft an einem gegebenen Standort. Das kann der Firmenstandort sein, kann sich aber auch auf einen wichtigen Player in der Lieferkette beziehen. Mittels verschiedener Szenarien, die für verschiedene Grade der Erderwärmung stehen, also unter 2°C, 2-3°C und 5°C, schauen wir in die kurz-, mittel- und langfristige Zukunft bis zum Ende des aktuellen Jahrhunderts und analysieren, mit welchen Gefahren zu rechnen ist. Wird es z.B. an meinem Standort deutlich wärmer, steigt die Gefahr für Hochwasser oder senkt sich z.B. aufgrund der Trockenheit der Boden ab? Diese Analyse baut auf wissenschaftlichen Daten aus der Klimawissenschaft auf. Bei KlimAktiv haben wir auch ein Research and Data Team, welches diese zu analysieren und deuten weiß.
Zweitens klären wir mit unseren Kunden, welche Relevanz bestimmte Wetterereignisse für den Kunden haben. Es macht beispielsweise einen Unterschied, ob mein Gebäude an einem Hang, an einem Wasserlauf oder auf der Ebene liegt. Auch kann es sein, dass es Besonderheiten in Bezug auf das Gebäude zu beachten gibt, da es z.B. denkmalgeschützt ist. Im Dialog mit dem Kunden wird die Theorie also auf den konkreten Anwendungsfall übertragen und u.a. auch bereits getroffene Vorkehrungen berücksichtigt.
Drittens besprechen wir in einem Workshop die Ergebnisse unserer Analysen und gehen auf Wirkungen mit besonderer Relevanz vertieft ein, um auch erste Maßnahmen zu erörtern.
Schließlich schauen wir uns in einem vierten Schritt die transitorischen Risiken an und bauen damit auch die Brücke zu unserer Klimastrategieberatung.
Am Ende haben wir je nach Wunsch eine unternehmensspezifische Risiko-Heatmap, Wirkungsketten und ein Maßnahmentool.
Momentan haben Unternehmen mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Das war auch einer der Gründe, weshalb die CSRD in Teilen verzögert wurde. Warum sollten sich Unternehmen trotzdem schon jetzt mit physischen und transitorischen Risiken und Chancen auseinandersetzen?
Wir haben bei KlimAktiv bewusst den Begriff Future Readiness gewählt, da es um nichts weniger geht, als darum, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Es stimmt, es gibt viele Krisen, die sich grade überlagern, aber diese bergen auch Chancen. Das wird besonders deutlich, wenn man beispielsweise einen Blick in die Startup-Welt wirft. Hier gibt es allein zum Thema Circular Economy zahlreiche Neugründungen. Die Gründerinnen und Gründer haben verstanden, dass Rohstoffe aus verschiedensten Gründen knapp sind und Abhängigkeiten durch die Kreislaufwirtschaft reduziert werden können. Das gilt auch für andere Konzepte, die traditionell auf Prämissen wie günstige fossile Energie oder fossile Rohstoffe aufbauen. Diese müssen neu gedacht werden und wenn bestehende Unternehmen sich hier nicht weiterentwickeln, dann werden sie in Zukunft an Bedeutung verlieren, da alternative Lösungen meist mit weiteren Vorteilen wie Kostensenkung oder geringere Schadstoffbelastung punkten können. Hinzu kommt, dass bereits geplanten und neue Investitionen dahingehend geprüft werden müssen, ob diese in Zukunft noch anwendbar, rentabel oder gar schädlich sein werden. Ein neuer Parkplatz, der leer steht oder -schlimmer noch- aufgrund seiner Lage zu Überschwemmungen im Gebäude führt, wird zu Erklärungsbedarf führen.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Lösungen mehrere Probleme zugleich adressieren können. Wenn ich meine Außenanlagen entsiegele, habe ich besseren Schutz vor starkregenbedingtem Hochwasser, beeinflusse das Mikroklima an meinem Standort positiv und muss somit weniger kühlen und steigere idealerweise auch die lokale Biodiversität, was die Resilienz der schattenspendenden Pflanzen steigert. Hübsch ist es obendrein und so kann ich durch Pausenoasen auch den Hitzestress bei meinen Mitarbeitenden senken. Vor diesem Hintergrund ist es für uns auch wichtig, im Verlauf des Projektes den Dialog im Unternehmen anzuregen, um verschiedene strategische Themen zu verknüpfen und nach integrierten Lösungen zu suchen. Würde ich in unserem Beispiel jedes Problem einzeln lösen wollen, wäre z.B. ein erweitertes Kanalsystem zum Abwassermanagement, mehr Klimaanlagenleistung im Gebäude, das Fällen von bestehenden Bäumen, welche unter Hitze- und Wasserstress leiden, sowie ein gekühlter Pausenraum und Stressmanagementkurse für die Belegschaft notwendig. In Summe wäre das wohl kaum günstiger.
Was sind die Voraussetzungen, um die Klimarisiko- und Chancenanalyse bei KlimAktiv zu beauftragen?
Im Grunde ist das Produkt von unseren anderen KlimAktiv-Produkten wie dem CO2-Rechner losgelöst. Es wird keine Treibhausgasbilanz benötigt, um weite Teile der Analyse zu betreiben. Das ist nur notwendig, wenn wir einen Blick auf mögliche Kostenrisiken durch die Entwicklungen des CO2-Preises werfen sollen. Wichtiger ist es, dass das beteiligte Team das eigene Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven gut kennt: Was sind bauliche Restriktionen und wurden Maßnahmen eventuell bereits besprochen? Welche strategische Richtung könnte einschlagen werden und was ist dafür wichtig? Wie sieht die Situation am Standort jenseits des eigenen Firmengeländes aus, gibt es z.B. auf kommunaler Ebene relevante Pläne für den Überschwemmungsschutz?
© Bild: Nino Strauch