23.06.2025
Green Shooting Talk: Micha Höhne
Micha Höhne ist Green Consultant des mit dem EISVOGEL-Preis ausgezeichneten Films "Für Immer Freibad".
Im Februar 2025 wurde der Film mit dem „EISVOGEL – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ ausgezeichnet. Wir haben mit Micha Höhne über die umgesetzten Maßnahmen, seine Erfahrungen und die Zusammenarbeit am Set gesprochen.
KlimAktiv (KA): Hallo Micha, schön, dass du dir Zeit für unseren Green Shooting Talk nimmst. Lass uns direkt starten!
Micha Höhne (MH): Hallo! Ja, sehr gerne!
KA: Welche nachhaltigen Maßnahmen konnten vor, während und nach dem Dreh umgesetzt werden?
MH: Beim Catering haben wir auf regionale und biologische Produkte gesetzt – an vier Tagen gab es vegetarische Gerichte, an einem Tag ein Fleischgericht. Zudem wurde immer nur ein Gericht pro Mahlzeit angeboten, um Reste zu vermeiden. Es kamen ausschließlich Mehrwegbehälter zum Einsatz.
Bei den Produktionsfahrzeugen haben wir, wo immer möglich, auf Hybrid-Antrieb gesetzt. Zum Beispiel war unser Licht-LKW mit CNG (komprimiertes Erdgas) unterwegs. Auf Dieselgeneratoren konnten wir komplett verzichten.
Ein großer Teil von Cast und Crew kam mit dem Fahrrad ans Set – das war wirklich bemerkenswert. Mülltrennung war für alle selbstverständlich.
Auch in der Lichttechnik haben wir auf Nachhaltigkeit geachtet: Wir arbeiteten fast ausschließlich mit LED-Technik, die über Schuko- bzw. Feststrom lief. Da der Großteil der Dreharbeiten im Freibad stattfand, konnten wir auf den dortigen Solarstrom zurückgreifen.
Und auch bei den Heimfahrten am Wochenende wurde auf Nachhaltigkeit geachtet – fast alle nutzten freiwillig die Bahn. Nur in Ausnahmefällen wurde auf das Auto zurückgegriffen.
KA: Welche Rolle spielte Green Consulting am Set?
MH: Tatsächlich musste ich keine große Rolle mehr spielen, da Regie und Kamera bereits vollständig auf grünes Drehen eingestellt waren. Sie haben nachhaltiges Arbeiten von Anfang an mitgedacht und mich in meiner Funktion als Green Consultant sehr unterstützt.
KA: Welche Erfahrungen haben Sie aus dem Projekt mitgenommen?
MH: Wenn die Grundidee, grün zu drehen, von Regie und Kamera mitgetragen wird und alle bereit sind, ihre Bedürfnisse ein Stück weit zurückzuschrauben, dann ist nachhaltiges Produzieren überhaupt kein Problem. Im Gegenteil – das gesamte Team war mit Spaß dabei.
KA: Welche Rolle spielte die Zusammenarbeit mit Produktion, Regie und Team bei der Umsetzung der grünen Maßnahmen?
MH: Eine sehr große Rolle. Regisseurin Laura Fischer und Kameramann Jakob Creutzberg haben von Anfang an großen Wert darauf gelegt, grün zu drehen. Deshalb wurde früh entschieden, dass wir alles in Forst drehen – die Motive wurden so ausgewählt, dass sie nah beieinander lagen.
Laura hat schon im Vorfeld mit ihren Schauspieler*innen besprochen, dass wir ohne viel Chi-Chi arbeiten – es gab wirklich nur das Nötigste: eine kleine Maske, ein kleines Kostüm, einen Umkleide-Aufenthalt und einen Trailer. Und alle haben begeistert mitgemacht – gemeinsam mit dem Fahrrad ans Set! 😊
Produzentin Ursula Pfriem und Produktionsleiterin Anke Reichel haben ein Team zusammengestellt, das zum Großteil schon lange zusammenarbeitet. Da wusste jede*r, was grünes bzw. nachhaltiges Drehen bedeutet.
Ursula und Anke haben alles unterstützt. Ich war in der Produktion ja auch als Fahrer unterwegs – so konnten wir uns schon früh bei den ersten Motivtouren austauschen. Wir haben zum Beispiel Fahrräder für Cast und Team nach Forst transportieren lassen – und noch viele andere schöne Sachen organisiert.
Es war einfach herrlich zu sehen, wie das ganze Team mitgezogen hat.
KA: Gab es ein Nachhaltigkeitskonzept oder eine Zertifizierung, an dem Sie sich orientiert haben?
MH: Nein, wir hatten keine spezielle Zertifizierung. Wir haben uns an den ökologischen Mindeststandards orientiert – und vor allem hatten wir ein tolles Team, das von sich aus viel eingebracht und mitgezogen hat.
KA: Welche Learnings aus der Produktion würden Sie gerne an andere Green Consultants oder Produktionen weitergeben?
MH: Einfach das Team einmal ansprechen – und dann machen lassen. Wenn Regie, Kamera und Produktion wirklich dahinter stehen, dann macht grünes Drehen richtig Spaß. Das ist kein Mehraufwand, sondern eine gemeinsame Haltung, die das ganze Team trägt.
KA: Wurden die nachhaltigen Maßnahmen vom Team gut angenommen oder gab es auch Skepsis?
MH: Alle haben mitgezogen es war einfach wunderbar 😊!
KA: Bei der CO₂-Erfassung kam unser Green Shooting Rechner zum Einsatz – wie war Ihre Erfahrung mit dem Tool in der praktischen Anwendung?
MH: Die Erfahrung war sehr gut – zumal die Fahrzeuge so wenig gefahren sind. In Zusammenarbeit mit dem Autovermieter konnte ich den CO₂-Ausstoß direkt berechnen und entsprechend im Rechner eingeben. Insgesamt ist das Tool in den letzten Jahren deutlich einfacher und auch genauer geworden. Das hat die Anwendung im Produktionsalltag wirklich erleichtert.
KA: Werden Sie den Green Shooting Rechner auch für künftige Produktionen nutzen?
MH: Ja, ich benutze ihn aktuell auch wieder bei den drei Produktionen, die ich gerade betreue. Er hat sich bewährt und ist mittlerweile fester Bestandteil meiner Arbeit als Green Consultant.
Ausgezeichnet mit dem „Eisvogel – Preis für nachhaltige Filmproduktionen“ in der Hauptkategorie wurde „Für immer Freibad", eine ZDF-Auftragsproduktion der good friends Filmproduktions GmbH.
Mit dem „EISVOGEL – Preis für nachhaltige Filmproduktionen" werden Filmproduktionen ausgezeichnet, die bei der Planung und Umsetzung auf besonders nachhaltige, ressourcenschonende Produktionspraktiken gesetzt haben und deren innovative Maßnahmen auf andere Produktionen übertragbar sind.
© Bild: Micha Höhne